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In Teilzeit ausbilden – Fachkräfte gewinnen!

von links: Christina Kwindt, Andrea Krings und Anette Pies (Foto: IHK Mittlerer Niederrhein)

Gut ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen wird für Unternehmen immer schwieriger. Dies belegen auch die aktuellen Meldungen zum Fachkräftemangel. Und obwohl es deutlich mehr Bewerber als Stellen gibt, gehen viele Betriebe beim Start ins neue Ausbildungsjahr leer aus. Sie finden keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber - und gefährden so ihre Zukunft. Auf der anderen Seite gibt es eine Personengruppe, die vor der Herausforderung steht, Berufsausbildung und Familienaufgaben miteinander zu vereinbaren. In diesen Fällen kann eine Teilzeitberufsausbildung für beide Seiten die Lösung sein.

Über die Vorteile und Rahmenbedingungen einer Teilzeitberufsausbildung informierten sich am 11.6.2018 zahlreiche Personalverantwortliche in der IHK in Neuss. Eine Ausbildung in Teilzeit ist in allen Ausbildungen des dualen Systems möglich. Die reduzierten Arbeitszeiten können flexibel an die jeweiligen Betriebsabläufe angepasst werden. „Teilzeitausbildende sind darüber hinaus meist engagierter, reifer und pflichtbewusster“, sagt Claudia Drink vom Bildungszentrum Niederrhein der Kreishandwerkerschaft. Karin Lange vom Kolping-Bildungswerk kann dem zustimmen. Beide Einrichtungen bereiten junge Frauen (und Männer) mit Familienverantwortung durch das sogenannte TEP-Projekt des Arbeitsministeriums NRW auf eine Ausbildung in Teilzeit vor. Sie unterstützen bei der Suche nach einem betrieblichen Ausbildungsplatz in Teilzeit und geben Hilfestellung, um Familie und Ausbildung zu vereinbaren. Die Teilnehmenden werden gecoacht, qualifiziert und beruflich vorbereitet und während der ersten Ausbildungsmonate individuell begleitet.

Die Mühen des Berufseinstiegs lohnen sich, das bestätigt Christina Kwindt, Auszubildende zur IT-System Kauffrau in Teilzeit bei basic support: „Ich bin stolz darauf, was ich bisher geschafft habe. Es ist nicht immer leicht, aber eine Ausbildung ist auch mit Kind machbar.“ Und auch Karriere in Teilzeit ist nicht ausgeschlossen, wie Anette Pies beweist. Die junge Frau hat beim Sanitätshaus Lettermann ihre Ausbildung in Teilzeit im Bereich Büromanagement erfolgreich absolviert und leitet nun die Abteilung Mitarbeitermanagement.

„Die praktische Umsetzung einer Teilzeitberufsausbildung ist weitestgehend unkompliziert, zudem steigern familienfreundliche Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber“, erläutert Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Bei 75 Prozent der regulären wöchentlichen Arbeitszeit bleibt die Ausbildungsdauer im Regelfall unverändert. „Beim Teilzeitmodell wird die Arbeitszeit im Betrieb reduziert, der Berufsschulunterricht in vollem Umfang erteilt“, ergänzt Angelika König, Gleichstellungsbeauftragte der Agentur für Arbeit Mönchengladbach. Ein Praktikum vor Ausbildungsbeginn ist anzuraten. Die Moderatorin der Veranstaltung sieht bei jungen Eltern viel Potential. „Die Lebenserfahrung der Frauen wirkt sich zumeist sehr positiv auf den Ausbildungsverlauf aus“, berichtet Michael Sterner vom Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe im Rhein-Kreis Neuss, das nunmehr seit sechs Jahren den Beruf der Gesundheits- und Krankenpflegerin in Teilzeit anbietet. Die alleinerziehende Auszubildende Andrea Krings betont: „Wenn wir Mütter nicht organisieren können, wer soll es dann können?“

Eingeladen nach Neuss hatte das Netzwerk Teilzeitberufsausbildung der Region Mittlerer Niederrhein, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unternehmen und Auszubildende mit Familienverantwortung bei der Umsetzung einer betrieblichen Ausbildung in Teilzeit zu unterstützen. Netzwerkpartner sind die IHK Mittlerer Niederrhein, die Kreishandwerkerschaft Niederrhein, die Handwerkskammer Düsseldorf, die regionalen Agenturen für Arbeit und Jobcenter, das Bildungszentrum Niederrhein, das Kolping Bildungswerk Neuss, das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Mittlerer Niederrhein sowie die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein als Koordinator. Sie alle sind davon überzeugt, dass von einer Teilzeitausbildung alle profitieren: Unternehmen, Auszubildende und Familien.

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